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Ute Bales

Autorin im Rhein-Mosel-Verlag

Eifelzeitung, 22. Oktober 2014

 

Neuer Roman des Rhein-Mosel-Verlags: „Großes Ey“ – die Lebensgeschichte der Johanna Ey

Am 08. November 2014, 18:30 Uhr, findet in der Buchhandlung F. Werner, Leopoldstraße 6, 54550 Daun, eine Lesung mit Ute Bales statt.

 

Daun. Pünktlich zum 150. Geburtstag der Düsseldorfer Galeristin Johanna Ey legt der Rhein-Mosel-Verlag einen Roman der Autorin Ute Bales vor, der das Leben und Wirken der legendären Kunstförderin erzählt. Der Roman beginnt im Jahr 1907. Johanna Ey eröffnet eine Kaffeestube in der Nähe der Düsseldorfer Kunstakademie. Weil bei ihr Kaffee und Brötchen billig sind, wird der Laden bald zum Treffpunkt der Akademiestudenten. Johanna, selbst ein entbehrungsreiches Leben gewöhnt, fühlt sich den mittellosen Künstlern verbunden. Wer kein Geld hat, darf anschreiben lassen, gelegentlich auch mit Bildern bezahlen. Hinter der Brötchentheke beginnt eine Kunstsammlung zu wachsen.

Während des Ersten Weltkriegs fängt Johanna einen Bilderhandel an. Als ihr die vom Krieg traumatisierten Künstler Bilder mit grellen Farben, schrägen Perspektiven und grotesken Formen vorlegen, hat sie den Mut, diese völlig anders gearteten Werke auszustellen. Die Kunsträume werden zum Kampfort hitziger Wortgefechte, zum Forum gegen den etablierten Kunstbetrieb. Mehrfach steht  Johanna deshalb am Rand der Existenz. In den 30er Jahren wird die Lage nicht besser. Ohnmächtig muss sie zusehen, wie die Nazis ihre Bilder als entartet diffamieren, die Künstler verfolgen, demütigen und ermorden.

Ute Bales zeichnet Johanna Ey als Frau mit Leidenschaft, gesundem Instinkt und einer resoluten Art, der, wie Böll 1960 schrieb, ein Schicksal auferlegt war, dass im härtesten und eigentlichen Sinne ein modernes war: alleinstehend, alleinerziehend verantwortlich für vier Kinder, geschieden – all das in den ersten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts. Schon zu Beginn des Romans, als einfache Bäckerin, ist Johanna eine auffallende Figur. Später, als Förderin und Kämpferin für die junge Kunst, findet sie ihre eigentliche Lebensrolle. Emanzipiert und Zigaretten rauchend tritt sie dominant und energisch auf, zugleich auch fürsorglich, sieht genau hin bei dem, was um sie vorgeht, setzt sich unbeirrt für ihre Künstler ein, findet über sie den Zugang zur Kunst, wird zur Freundin, Vertrauten und Händlerin und rückt mit nie dagewesen Bildern ins Zentrum der rheinischen Künstler-Avantgarde.

Neben der Protagonistin sind es vor allem auch die verschiedenen Künstlerleben, die Schicksale der einzelner Figuren, die – akribisch recherchiert – den Roman gehaltvoll machen und die Bales bis zur letzten Konsequenz erzählt. „Großes Ey“ beschreibt ein Stück Geschichte aus Sicht der Künstler, der Verfolgten, aus der Sicht deren, die man, so der Maler Otto Pankok „geknebelt, versklavt und zermürbt hat, die man zur Verzweiflung getrieben und denen man jeden Funken aus dem Schädel geknallt hat …“